Veranstaltung: | Digitale Landesdelegiertenversammlung |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 7. Wahl des Geschäftsführenden Landesvorstands |
Antragsteller*in: | Natalie Cramme-Hill (KV Trier) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 12.01.2022, 23:49 |
Gevo-2: Natalie Cramme-Hill (KV Trier)
Name und Kreisverband
Hier bitte die Position angeben!
Landesvorsitzende
Bewerbungstext
Liebe Freundinnen und Freunde,
ich wurde 1986 in Saarburg, Rheinland-Pfalz geboren. Aufgewachsen bin ich in Nennig einem 1430-Seelen-Dorf, politisch schon immer tiefschwarz, ohne GJ weit und breit.
Eine wunderschöne Weinbauregion mit Blick auf Cattenom. 1986: das, was die meisten mit diesem Jahr verbinden, ist wahrscheinlich die Katastrophe um Tschernobyl.
Ich war zu klein um dieses Ereignis bewusst wahrzunehmen, aber die Nachwehen haben auch meine Kindheit bestimmt und sie beschäftigen mich noch heute. Ich fahre mit gemischten Gefühlen in meine Heimat und verlasse sie auch mit solchen. Wenn der Schrottmeiler hoch geht, ist nicht nur Nennig, sondern die ganze Region, meine Heimat, meine Familie, sind alle Menschen mit ihr verloren.
Alles verseucht.
Wie die meisten Menschen verdränge ich diese Gefühle im Alltag. Mir war es bereits als Jugendliche schleierhaft, wie man sich nicht der Anti-Atombewegung anschliessen kann, mit solch einem Pannenmeiler vor der Nase.
Unter diesen Voraussetzungen wurde ich quasi zwangsläufig als Grüne sozialisiert.
Was diese Grenzregion aber positiv auszeichnet, sind die gelebten offenen Grenzen, gelebtes Europa. Ich bin mit offenen Grenzen aufgewachsen und erlebte sie stets als Bereicherung. Wir waren als Kinder jeden Tag „drüben“, weil es im luxemburgischen Remich ein Schwimmbad gab oder eine Eisbahn. Mehrere Nationalitäten - für meine Generation der ganz normale Alltag.
Die geschlossenen Grenzen in der Lockdownphase waren für die Region, meine Familie und Freunde mehr als Straßensperren, sie wurden abgegrenzt, ausgesperrt aus Ihrem Leben. Eine Weit-Weg-Entscheidung zum Nachteil so vieler Menschen. Hier zeigte sich, was passiert, wenn die falsche Person, in diesem Fall Horst Seehofer, an den falschen Hebeln sitzt.
Nach meinem Realschulabschluss entschied ich mich für eine Ausbildung zur Biologisch-Technischen Assistentin und brach diese trotz guter Noten ab, da ich mich weigerte, im Tierversuchslabor zu arbeiten.
Meine naturwissenschaftliche Ausbildung beendete ich anschließend beim Landesamt für Verbraucherschutz im Saarland. Verbraucherschutz ist bis heute eines meiner Herzensthemen.
Anschließend war ich 8 Jahre in Luxembourg in einem Forschungs- & Entwicklungslabor tätig. Meine Motivation dort zu arbeiten? Nichts geringeres als die Welt verbessern.
Wir entwickelten Folien, die dazu beitragen sollten in extrem heißen Gebieten die Bewässerung der Obstbäume zu optimieren, den Verdunstungsgrad niedrig zu halten und den Ertrag zu steigern. Dampfsperren für die energetischen Dachsanierung oder bessere Schutzausrüstung für zum Beispiel Feuerwehrleute. Mir wurde aber irgendwann klar, dass ich auf diese Weise zwar Prozesse verändere, aber dies auch nur für einen Konzern, der im Kern keine ökologische Kehrtwende hinlegen wird.
Nach der Geburt meiner beiden Kinder war ich im Verkauf und Kundendienst einer großen Agrar/Laborfirma tätig. Ich beriet u.a. Kommunen im Rahmen der Trinkwasserverordnung. Die Eifel, mein Kundenportfolio, hat mir schnell deutlich gemacht: Glyphosat ist hier kein Feind. Spätestens seit dieser Erfahrung war für mich klar, ich muss politisch aktiver werden. Ich muss versuchen, einen anderen Weg zu finden, um den Menschen zu zeigen, wie wir uns Hand in Hand aufmachen können zu einer ökologischeren Zukunft.
Seit 3 Jahren arbeite ich für die Stadt Trier, zuletzt als Assistentin des Dezernenten. Ich bin somit sehr vertraut mit der Gremienarbeit und habe den Rat und die Ausschüsse im Blick.
Nach der Wahl zur Sprecherin unserer Kreisverbandes 2019, wechselte ich innerhalb der Verwaltung auf einen Stelle außerhalb des Rathauses und bin seither als Assistentin des Ordnungsamtsleiters tätig. Die Kandidatur zur Sprecherin der LAG Demokratie und Recht im Oktober 2020 brachte abschliessend auch hier meine beruflichen und politischen Interessen in Einklang.
Nicht zuletzt treibt mich auch ein ganz persönlich Thema an. Ich möchte hier ein Zitat von Ricarda Lang aufgreifen:
„Denn die Vorstellung, dass alle Menschen dieselben Ausgangsbedingungen haben, ist eine neoliberale Lüge. People of colour, Nichtakademiker*innen oder Menschen mit Behinderung werden in unserer Gesellschaft strukturell Steine in den Weg gelegt. Wenn wir als Partei allen Menschen Partizipation und politische Teilhabe ermöglichen wollen, müssen wir diese Steine aus dem Weg räumen (...) Vor allem müssen wir auch noch besser darin werden, Menschen mitzunehmen und ihnen zu zeigen, was Politik mit ihnen individuell zu tun hat und warum es sich lohnt, sich politisch einzubringen."
Ich habe Multiple Sklerose, bin somit Mensch mit Behinderung und fühle mich verantwortlich, unsere Vielfalt hoch zu halten. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Vielfalt noch nicht als Ressource, sondern als Argument gegen etwas genutzt wird.
Wir, die Grünen, haben verstanden, dass es gilt, Strukturen zu schaffen, alle mitzunehmen und keinen Menschen auszuschliessen oder zu verhindern.
Liebe Freundinnen und Freunde,
all diese Erfahrungen meines bisherigen Lebens bringe ich in meine politische Arbeit ein. Ich liebe es zu lernen, anzupacken und beides am liebsten gleichzeitig. Ich werfe in jedes Thema alles rein und Vernetzung ist für mich keine Zwangsübung oder notwendiges Übel sondern eine Herzensangelegenheit, der ich mit vollem Elan nachgehe.
Das Formen der Strukturen, die Arbeit am politischen Vorankommen unseres Landesverbandes, die Menschen in unserer Land und ganz besonders IHR, motivieren mich zur Kandidatur für den Landesvorsitz.
Wir haben viel Arbeit vor uns. Es gibt keine einfachen Antworten und die Herausforderung sind groß.
Lasst uns, uns gemeinsam auf den Weg machen Richtung Zukunft. Für noch mehr Grün in Rheinland-Pfalz!
Eure Natalie
Biografische Daten
Biografische Daten
2003 mittlere Reife - Realschule Saarburg
2003 - 2004 Ausbildung biologisch-technische Assistentin - Rheinische Akademie Köln
2004 - 2007 Abschluss Chemielaborantin - Landesamt für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz
2007 - 2008 Chemielaborantin- Landesamt für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz
2008 - 2016 R&D Chemical Analyst Dupont de Nemours Luxembourg
seit 2013 Six Sigma Greenbelt
2016 - 2018 Sales Assistant - Agrolab GmbH
2018 - 2019 Assistentin des Kultur- & Ordnungsdezernenten - Stadtverwaltung Trier
2019 - heute Sprecherin KV Trier
2019 - heute Assistentin des Ordnungsamtleiters
2020 Sprecherin LAG Demokratie & Recht
Sprachen:
Englisch - C1
Luxemburgisch - erweiterte Kenntnisse
Deutsche Gebärdensprache - erweiterte Kenntnisse
Französisch - Grundkenntnisse